Ex oriente lux – Aus dem Osten kommt das Licht
Schon seit der Antike bildet die Morgensonne den Wegweiser für Eroberer und Weltreisende in den Osten. Ob Alexander der Große oder der Globetrotter Marco Polo, das Morgenland übt bis heute seine exotische Anziehungskraft auf Reisende aus. Vielgestaltig in seiner Natur und Kultur ranken sich um den Orient nicht nur die Legenden und Sagen um Scheherazade, Zarathustra und Mani, sondern auch um die bizarren Felsnadeln von Kappadokien und den über 5.000 Meter hohen Berg Ararat. Legendär in seiner strategischen Bedeutung war jedoch auch immer das Tor zum Orient: Unter griechisch-antiker Herrschaft zunächst als Byzanz bezeichnet und von den Römern zu Konstantinopel getauft, erklärte der Osmanische Staat erst 1876 die Stadt am Bosporus zu Istanbul. Während die Römer hier im 6. Jahrhundert die Hagia Sophia als herausragendes Zeugnis ihrer Herrschaft errichteten, markierten 1453 die Osmanen das Ende des Byzantinischen Reiches mit dem Bau des prächtigen Topkapi-Palastes. Trockenen Fußes gelangten Reisende jedoch erst nach der Eröffnung der Bosporus-Brücke 1973 in den Orient. Die Reise über diese Meerenge bringt Urlauber nach Anatolien, das seinen Namen dem griechischen Wort für `Aufgang´ verdankt. Aufgegangen in der abendländischen Sagenwelt Homers ist in Anatolien aber auch das Trojanische Pferd, welches in der antiken Hafenstadt Troja arglos eingelassen wurde. Gemeinsamer Teil der abend- und morgenländischen Mythenwelt ist hingegen die Legende der Sieben Schläfer, welche in den Höhlen der antiken Stätte Ephesos Schutz fanden. Unweit der iranischen Grenze legt zudem der beeindruckende İshak Paşa Sarayı-Palast bei Doğubeyazıt Zeugnis über die wechselvolle Geschichte des Orients ab. Mit dem Iran betreten Reisende nicht nur persischen Boden, sondern auch das Sagenreich des Schāhnāme. Als Nationalepos der persischsprachigen Länder Iran, Afghanistan, Usbekistan, Pakistan, Indien, Bahrain und Irak schuf der Dichter Firdausī im Frühmittelalter dieses Heldenepos über den Aufstieg und Fall Persiens. Sagenhaft präsentieren sich aber auch die berühmten Persischen Gärten, welche unterteilt in innere und äußere Bereiche das Häusliche mit dem Weltlichen zu verbinden suchen. Neben dem Taj Mahal in Indien bieten der Niavaran-Palastkomplex und der Golestanpalast in Teheran beeindruckende Beispiele dieser persischen Traditionsgärten. Reisen über den Persischen Golf bringen Urlauber auf die Arabische Halbinsel, deren Staaten sich insbesondere architektonisch am Kulturkreis des Orients orientieren. So recken sich in den Städten Saudi-Arabiens, Omans und den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht nur die Minarette, sondern auch die Windtürme der traditionellen Wohnhäuser hoch in den Himmel. Eine hervorragende Mischung aus historischer und hochmoderner Architektur des Orients finden Reisende in Maskat, der Hauptstadt des Omans. Hier beeindruckt die Altstadt sowohl mit der Großen Sultan-Qabus-Moschee als auch mit dem orientalisch-futuristischen Sultanssitz Al-Alam Palast. Vielmehr an westlich-abendländischer Architektur orientiert ist jedoch das arabische Emirat Dubai. So verfügt Dubai mit dem 828 Meter hohen Burdsch Chalifa nicht nur über das höchste Gebäude der Welt, sondern mit dem 321 Meter messenden Burj al Arab auch über das weltweit höchste Hotel. Auf antike Wurzeln treffen Reisende hingegen wieder in der jordanischen Felsenstadt Petra. Ehemals Knotenpunkt der Weihrauchstraße zählt Petra mit seinen antiken Grabtempeln und den mächtigen Felsfassaden heute zum UNESCO Weltkulturerbe. Von hier aus führen Reisen über die israelische Grenze zum Toten Meer. Das tiefstgelegene Meer der Erde weist einen Salzgehalt von 33% auf und ermöglicht damit nicht nur die Heilung von Hautkrankheiten, sondern auch das Lesen der Zeitung während dem Bad. Im benachbarten Jerusalem laden zudem das armenische, christliche, jüdische und muslimische Viertel der Altstadt zum Verweilen ein. Neben der Klagemauer bilden die Grabeskirche und die Al-Aqsa-Moschee bedeutende Religionsstätten in der multikulturellen Stadt Jerusalem. Die Reise nach Norden führt weiter ins syrische Damaskus, wo sich die Vielfalt der orientalischen Kultur insbesondere in der Umayyaden-Moschee und den quirligen Suqs entfaltet. Im benachbarten libanesischen Baalbeck hingegen treffen die kulturellen Welten des Okzidents und Orients wieder gekonnt aufeinander. Denn hier ist nicht nur der Standort einer der größten orientalisch-römischen Tempelanlagen des Mittelmeerraumes, sondern auch jener des Internationalen Festivals von Baalbeck, welches seit 1955 mit Künstlern, wie Hasmik Papian, Ella Fitzgerald und Sting, an die kulturelle Harmonie zwischen Abend- und Morgenland erinnert.