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Hier ist Hopfen und Malz verloren? Von wegen!

Wo aus Pilsen Pils und aus Budweis Budweiser wird, da befindet sich die Wiege der tschechischen Bierkultur. Oder besser gesagt: Europas größter „Hopfen- und Bier-Tempel.“ So lautet zumindest der Name des legendären Biermuseums in der Bierhauptstadt Žatec. Wer sich daher auf die Spuren der böhmischen Braukultur begibt, unternimmt auch unweigerlich eine kleine Rundreise durch Tschechien. Dabei wird das spezielle Biererlebnis touristisch als „Böhmische Bierstraße“ beworben.

Pilsen: Das Geheimnis liegt im Hopfengarten

Pilsen, Tschechische Republik
Pilsen, Tschechische Republik

Im April wirkt das weltweit drittgrößte Anbaugebiet für Hopfen eher trostlos: Da schwingen Seile lustlos im Wind und verbinden sich in acht Metern Höhe mit stramm gespannten Stahldrähten zu einem schmucklosen Konstrukt. Nur am Boden lassen hellgrüne Keimlinge erahnen, dass hier schon bald die Natur ihre volle Wirkkraft entfaltet. Denn innerhalb von wenigen Wochen klettern die Hopfenranken Meter um Meter in die Höhe und bilden ganz nebenbei prächtige Dolden aus. Ende August ist es dann soweit: Die Hopfenernte beginnt. Anschließend werden die feinen, aromatischen Hopfendolden getrocknet und luftdicht verpackt. So lässt sich aus ihnen auch noch ein Jahr später feinstes Pils herstellen – zumindest heute.

Die Geschichte der Braukunst

Budeweis in Tschechien
Budeweis in Tschechien

Anfang des 18. Jahrhunderts mussten die böhmischen Braumeister jedoch ungleich schneller sein, um ein schmackhaftes Brauergebnis zu erhalten. Leider gelang dies aber nicht immer, sodass einige Wirtsleute ihre Bierfässer aus Protest gegen das dunkle, trübe und warm gegorene böhmische Bier kurzerhand als unverkäuflich auf dem Rathausplatz von Pilsen auskippten. Erst dann sah sich der Oberbraumeister der Stadt dazu bemüßigt, fachkundige Hilfe aus dem benachbarten Bayern anzufordern. Diese traf auch in Form des Vilshofener Braumeisters Josef Groll wenig später ein. Sein im frisch eingeweihten Bürgerlichen Brauhaus angesetzter Sud übertraf alle Erwartungen, sodass der erste Ausschank des sogenannten Pilsner Urquells am 11.11. 1842 auch die Erfolgsgeschichte der Pilshauptstadt begründete. Heute beliefert die Brauerei Pilsen 50 Länder weltweit und hat rund um ihr Traditionsprodukt auch ein kleines Bier-Erlebnisland aufgebaut. Etwas jüngeren Datums ist hingegen die Gründung der Marke Budweiser Budvar, die 1895 aus dem Brauhaus Budweis hervorgegangen ist und sich heute vor allem auf dem amerikanischen Markt großer Beliebtheit erfreut. Das integrierte Besucherzentrum informiert im Rahmen einer Multivisionsshow anschaulich über die Unternehmensgeschichte.

Saaz: Wie im 7. Bierhimmel

Betritt der bierbegeisterte Besucher hingegen den Hopfen- und Biertempel im Herzen der historischen Stadt Saaz, dann findet er sich unweigerlich auch im 7. Bierhimmel wieder. Denn rund um das übedimensionierte Ziffernblatt der weltweit größten Bieruhr ranken sich nicht nur die Sternstunden der Bierbraukunst, sondern auch die gusseisernen Manifestationen von Wirts-, Brau- und Hopfenbauersleuten. Im historischen Hopfenlagerhaus finden sich aber noch weitere Szenen aus der langen Geschichte der Saazer Hopfen- und Biertradition. Denn hier werden Anbau, Ernte, Brautradition und Vertriebskunst anschaulich in szenischen Bildern veranschaulicht. Besonders reich ist das Museum aber auch an mannshohen, historischen Hopfensäcken, die ein begehbares Labyrinth bilden. So wandelt der Besucher hier von Almanya nach Seattle und kehrt über New York und Cairo wieder nach Böhmen zurück. Nach all dem Staunen, Lesen und Schauen lechzt schließlich auch der Gaumen nach einem kühlen Frischgezapften. Im angeschlossenen Restaurant wird dazu nicht nur allerlei Herzhaftes aus der böhmischen Küche serviert, sondern die Gäste können dank der integrierten kleinen Schaubrauerei auch beim Entstehen ihres Bieres zuschauen. Zum Abschluss lockt noch der große, moderne Aussichtsturm des Hopfen- und Biertempels. Hoch über den Dächern der historischen Innenstadt bietet er eine sagenhafte Rundumsicht auf Saaz. Dabei erkennt so mancher Kundige auch die endlos grünen Reihen der Saazer Hopfengärten am Horizont.

Gastautor: Daniela Fehrenbacher