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Antwerpen – Die Stadt mit dem Glitzern in den Augen

Antwerpen, Belgien
Antwerpen, Belgien

Sie ist gerade einmal 200 Meter lang, wird von 700 Kameras überwacht und macht tagtäglich 200 Millionen Euro Umsatz, die Hoveniersstraat in Antwerpen. Dabei sieht man ihr diese Superlative nicht einmal an, denn die enge, von Fußgängern bevölkerte Gasse trägt schmucklose Fassaden zur Schau, an denen unauffällige Firmenschilder angebracht sind.

Dennoch passieren mehr als 80 % aller Rohdiamanten und rund 50 % aller geschliffenen Diamanten weltweit diese enge Gasse am Bahnhof von Antwerpen. Warum das so ist und wie es dazu kam, das verrät der Blick in die Stadtchronik der zweitgrößten Hafenstadt an der Nordsee.

Diamantenwege führen nach Antwerpen

Sowohl die Niederlanden als auch Belgien waren stets weltoffen und tolerant. Auch zu Juden, die sich in den geschäftigen Hafenstädten entlang des Ärmelkanals dann auch bevorzugt niederließen. Da ihnen die Ausübung von Handwerksberufen sowie der Besitz von Land verwehrt war, verlegten sie sich auf den Handel und trugen damit zur wachsenden Bedeutung der Seehandelsstädte Rotterdam und Antwerpen bei. Als wohl lukrativstes Geschäft entpuppte sich der Handel mit Edelsteinen.

Dank des weltumspannenden Seehandelsnetzes der niederländischen und belgischen Handelskompanien gelangten diese direkt in das Herz Antwerpens, wo sich westlich des Grote Markts schon im 16. Jahrhundert das sogenannte „Diamantenviertel“ entwickelte. Noch heute residieren hier alteingesessene jüdische Diamantenhändler, auch wenn die jüngsten, in die „Beurs voor Diamanthandel“ (Diamantenbörse) aufgenommen, Mitglieder inzwischen mehrheitlich indische Namen tragen.

Trotzdem wird das Straßenbild der Hoveniersstraat immer noch von orthodoxen Juden bestimmt, die hier als Händler, Juweliere und Diamantenschleifer arbeiten und in der rund 100 Jahre alten Synagoge beten. Im als „Jerusalem des Nordens“ bekannten Stadtteil richtet sich daher auch der Alltag nach den jüdischen Bräuchen. So werden Handelsgeschäfte per Handschlag und mit dem Worten „ Mazel U`bracha“ (Glück und Segen) besiegelt, die Geschäfte haben am freitäglichen Sabbat Ruhetag und in den Restaurants wird ausschließlich koscheres Essen serviert.

Die Beurs voor Diamanthandel

Es ist eine Welt für sich, die Diamantenbörsen von Antwerpen. Einst errichtet, um die Übergabe der edelsten Steine der Welt aus den Bahnhofskneipen und von den Plätzen der Stadt in eine sichere und stilvolle Umgebung zu verlagern, bilden die Beurs voor Diamanthandel auch heute noch einen Hort der Diskretion.

Wer hier Diamanten handeln oder erstehen möchte, muss jedoch eingetragenes und geprüftes Mitglied sein. Da dazu nicht nur eine gewisse Solvenz, sondern auch ein guter Leumund gehören, zählt die älteste und größte Beurs voor Diamanthandel gerade einmal 2.000 Mitglieder. Hier kennt jeder jeden – eine wichtige Voraussetzung für den Handel mit den teuersten Edelsteinen der Welt.

Im Rahmen einer Führung erhaschen Besucher aber nur einen kurzen Blick in den großen, getäfelten Salon, wo an langen Holztischen Karten gespielt, Kaffee getrunken und so manches Millionengeschäft per Handschlag abgeschlossen wird. Doch die Diamantenbörsen verlieren an sozialer Bedeutung. Viele, der neuen und jungen Edelsteinhändler Antwerpens, verkaufen ihre Diamanten inzwischen über das Internet und richten lieber in ihren Geschäftsräumen entsprechende Übergabelounges ein.

Die Prüfung und Verzollung der edlen Steine übernimmt dann das Diamond Office in der Pelikaanstraat. Dabei garantiert das Kimberley-Zertifikat, dass es sich nicht um sogenannte „Blutdiamanten“ (Diamanten, die Kriege finanzieren) handelt. Weiterführende Informationen zum Diamantenviertel Antwerpen bietet Visit Antwerpen.

Gastautor: Daniela Fehrenbacher

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