Diese Bahnfahrt ist grün, nostalgisch und trägt auch einen Hauch von Noblesse in die tiefen Wälder Nordspaniens – der „El Transcantábrico“ gilt nicht von ungefähr als „Orient Express Spaniens“. Auf einer Strecke von 1.200 Kilometern vereint er historische Eleganz mit kulinarischen Freuden und modernem Erlebnishunger. Eine Bahnfahrt, die nicht nur Eisenbahnromantikern Spaß macht!
Königlicher Auftakt in Léon
In marineblau prangt der Schriftzug der staatlichen Eisenbahngesellschaft FEVE auf der Zuglok und weist dezent darauf hin, dass es sich beim „El Transcantábrico“ um eine „Ferrocarriles de Via Estrecha“, eine Schmalspurbahn handelt. Schon seit 1983 bildet der „El Transcantábrico“ das Aushängeschild der staatlichen Schmalspur-Gesellschaft FEVE und startet seine achttägige Reise ans Kantabrische Meer in der prachtvollen Kulisse des Bahnhofs von Léon. Die geschichtsträchtige Königsstadt geizt aber auch sonst nicht mit Reizen, sodass sich hier durchaus noch ein Besuch der imposanten gotischen Kathedrale, des riesigen Paradors San Marcos und der Basilika de San Isidoro lohnt.
Unterwegs auf „La Robla“
Auf den ersten Kilometern führt die Bahnreise im „Tren de Lujo“ (Luxuszug) über die Gleisstrecke der ehemaligen Bergbaubahn „La Robla“. Mit einer Gesamtlänge von 330 Kilometern gilt diese nicht nur als längste Schmalspurbahnstrecke Europas, sondern führt den „El Transcantábrico“ auch direkt in die Tiefen des Kantabrischen Gebirges, ins wildromantische Tal Valle de Mena. Schon die Römer nutzten diesen Gebirgsdurchbruch als bedeutenden Handelsweg, wie in den prächtigen römischen Mosaiken der archäologischen Ausgrabungsstätte von La Olmeda deutlich wird. Ab Villesana de Mena, das sich malerisch an die Hänge eines mächtigen Tafelbergs schmiegt, führt die Bahnfahrt über Nacht weiter bis in die baskische Hafenstadt Bilbao.
Das Meer stets im Blick
Guggenheim-Museum, Kathedrale de Santiago und die berühmte Puente Colgante mit der ältesten Schwebefähre der Welt bilden hier genauso Anziehungspunkte wie Casco Viejo, die malerische Altstadt von Bilbao. Kurz nach der Stadtgrenze beginnt Kantabrien und der „El Transcantábrico“ macht nun seinem Namen alle Ehre: über die Hafenstadt Santander und das UNESCO Weltkulturerbe der Höhlenmalereien von Altamira bis hin zu den tief ins Landesinnere reichenden Fjorde von San Vicente de la Barquera, der „El Transcantábrico“ zuckelt nun eindrucksvoll entlang an der Küste und quert dabei die liebliche Costa Verde in Asturien und die dramatische Bergwelt der Picos d`Europa, Spaniens größtem Nationalpark. Mit Viveiro erreicht die Bahnstrecke des Tren de Lujo zwar ihr Ende, doch die Bahngäste besteigen nun den Reisebus, um den letzten Etappenpunkt ihrer luxuriösen Reise im „El Transcantábrico“ zu erreichen: die Pilgerstadt Santiago de Campostela.
Schlafen wie im 7. Bahnhimmel
Es ist nicht nur die Bahnstrecke, die den El Transcantábrico zu einem echten Bahnreiseerlebnis macht, sondern auch der Zug selbst. In historischen Waggons, die teils noch aus den 1930ern stammen, wird ein exklusives Flair gepflegt: Da werden die schlafenden Gäste morgens durch das Glockenbimmeln des Concierges` sanft geweckt. Eine halbe Stunde später lockt der Duft frisch gebratenen Specks, warmer Würstchen, Toast und landestypischer Spezialitäten zum Gang in den elegant ausgestatteten Speisewaggon. Nach einem opulenten Frühstück begeben sich die Zuggäste gerne auf Entdeckertour. Dafür steht ein komfortabler Reisebus bereit, der die gesamte Strecke parallel zum Zug mitfährt und immer dann zur Stelle ist, wenn die Gäste einen Ausflug abseits der Gleise unternehmen möchten. Abends avanciert hingegen der Tanzwaggon zum beliebten Treffpunkt. Hier treten regionale Sänger und Musiker auf und sorgen mit viel spanischem Temperament für beste Unterhaltung. Erst in den späten Abendstunden kommt der Zug langsam zur Ruhe und damit der Schlaf wie im 7. Bahnhimmel auch garantiert erholsam ist, hält der „Tren de Lujo“ selbstverständlich jede Nacht in einem Bahnhof. Erst zum Frühstück setzt er dann seine aussichtsreiche Reise wieder fort.
Gastautor: Daniela Fehrenbacher