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Nachhaltiger Tourismus: Reisen ohne Spuren zu hinterlassen

Kulinarische Reise
Kulinarische Reise

Auf der diesjährigen ITB standen die Themen Over-Tourism und Kreuzfahrtboom ganz oben auf der Hitliste der vieldiskutiertesten Tourismustrends für das kommende Reisejahr. Dabei handelt es sich zwar auch um ein europäisches Problem. Doch der Massentourismus ist inzwischen auch in Entwicklungs- und Schwellenländer so erfolgreich angekommen, dass sich allein in Myanmar, Indonesien und Thailand in nur wenigen Jahren die Gästezahlen verdoppelt hätten, wie das Hilfswerk Brot für die Welt auf der ITB 2018 mitteilt. Wenn daher immer mehr Menschen weltweit reisen, gewinnt der Tourismus gerade an beliebten Reisezielen eine besorgniserregende Dimension. Es überrascht daher kaum, dass auf der ITB 2018 auch das Thema „Nachhaltiger Tourismus“ an Bedeutung gewonnen hat.

Was ist „Nachhaltiger Tourismus“ überhaupt?

Brot für die Welt bringt die Kernziele des nachhaltigen Reisens kurz auf einen Nenner:

„Statt den nächsten Wachstumsrekorden hinterher zu eifern, wird es dringend Zeit, den Tourismus daran zu messen, welche Auswirkungen er auf soziale Gerechtigkeit, Menschen- und Arbeitsrechte vor Ort und den globalen Klimawandel – kurzum auf nachhaltige Entwicklung – hat.“

Tourismus muss sich also in Zukunft daran messen, wie vertretbar er vor dem Hintergrund der lokalen Verhältnisse einer Destination ist. Denn kaum eine andere Branche ist derart abhängig von natürlichen und kulturellen Ressourcen sowie vom Rückhalt durch die Einheimischen, wie der Tourismus. Genau dieses Credo hat sich auch die Initiative „Katzensprung. Kleine Wege. Große Erlebnisse“ auf die Fahnen geschrieben. Vom Bundesumweltministerium gefördert, ist Katzensprung 2018 deutschlandweit auf der Suche nach touristischen Angeboten, die den nachhaltigen Gedanken pflegen. In einem Wettbewerb werden zwar Leuchtturmprojekte ermittelt, doch das eigentliche Ziel ist es, nachhaltige Reiseangebote in Deutschland überhaupt aufzuspüren und diesen mehr Bekanntheit zu verschaffen. Was in nationalem Rahmen auf dem Vormarsch ist, ist international noch stark in der Deckung. Trotzdem bemühen sich alternative Reiseveranstalter sowie auch Initiativen vor Ort den nachhaltigen Tourismus gerade in besonders betroffenen Reiseregionen voranzutreiben.

Stadt und Lagune von Venedig

Die Lagunenstadt Venedig gehört zu den absoluten „Must-sees“, die in einschlägigen Reiseführern überall auf der Welt empfohlen werden. Bis zu 100.000 Besucher drängeln sich inzwischen an Spitzentagen durch die Stadt, während hochhausartige Kreuzfahrtschiffe noch immer vor St. Markus anlegen dürfen. Seit 2014 stemmen sich die noch verbliebenen 55.000 Einwohner der Lagunenstadt gegen die Menschenmassen und werben mit der Karte für ein nachhaltiges Venedig um mehr Rücksicht auf die Stadt, deren Einwohner und das sensible Ökosystem der Lagune. Gleichzeitig leitet die Karte auch zu touristischen Angeboten, die authentisch und nachhaltig sind und direkt den Einwohnern zugutekommen.

Andalusiens sanfter Tourismus

Auch Andalusien gilt mit mehr als 60 Millionen Ankünften pro Jahr als touristischer Hotspot am Mittelmeer. Trotzdem ist Andalusien ein Vorreiter in Spanien, wenn es um das Thema „Nachhaltiger Tourismus“ geht. Insgesamt 80 Naturschutzgebiete weist das Land am Südzipfel der Iberischen Halbinsel inzwischen auf. 2016 legte zudem die Landesregierung einen Plan für die nachhaltige Entwicklung des Tourismus in Andalusien auf. Bis 2020 sollen 700 Gemeinden im Inland in ihrer touristischen Entwicklung nicht nur gefördert werden, sondern deren Angebote sollen auch mit jenen der beliebten Tourismusgebiete an den andalusischen Küsten vereint werden. Dadurch erhofft sich die Landesregierung eine Entspannung an den überlaufenen Küsten und eine Hinwendung zu einer authentischeren und ganzheitlicheren Wahrnehmung der Tourismusregion Andalusien.


Gastautor: Daniela Fehrenbacher