Fast haben sich Stuttgart und Ludwigsburg schon die Hand gereicht, aber doch eben nur fast. Denn die Gleise des Güterbahnhofs Kornwestheim trennen die Barockstadt im Neckartal von Zuffenhausen, das als nördliches Tor zur schwäbischen Landeshauptstadt fungiert.
Als einer der größten Landkreise Deutschlands steht der Kreis Ludwigsburg jedoch der großen Schwester im Süden in Nichts nach – ganz im Gegenteil: Während Stuttgart vor allem für seine Automobilgeschichte berühmt ist, zeichnet sich Ludwigsburg durch seine mondäne Stadthistorie aus.
So ging hier der Adel Europas ein und aus und das Haus Württemberg schuf sich hier ein Schlossensemble, das seinesgleichen in Deutschlands sucht. Umrahmt vom blühenden Barockschlossgarten lässt es sich hier eine abwechslungsreiche Städtereise genießen.
Ludwigsburg – barocke Träume eines Württembergers
Schon der Blick auf den Stadtplan verrät: Hier hat sich ein Stadtplaner seine wohlgeordneten Gedanken gemacht. In schönsten rechten Winkeln verlaufen in der Ludwigsburger Innenstadt die wichtigsten Verkehrsachsen und mittendrin erstreckt sich das große grüne Rechteck des Residenzschlosses.
Einst im Auftrag des württembergischen Herzogs Eberhard Ludwig als kleines Lustschloss Ludwigsburg 1704 errichtet, erfuhr das Schlösschen in den folgenden Jahren immer weitere Ausbauten, bis es 1733 schließlich Schloss Versailles bei Paris fast zum Verwechseln ähnelte: Mit 452 Räumen, zwei Kirchen, einem Theater, einem Ehrenhof und einem weitläufigen Schlossgarten bildete es schnell eine der größten Barock-Schlossanlagen Deutschlands. Zudem bewies der Erbauer, dass auch das Haus Württemberg den prächtigen Barockresidenzen im badischen Karlsruhe und Rastatt ebenbürtige Konkurrenz entgegenzustellen vermochte.
Barocke Residenzstadt nach Plan
Schon 1718 zog Eberhard Ludwig mit seinem Hof von Stuttgart nach Ludwigsburg um. Die Stadt zum Schloss war jedoch schon 1709 offiziell gegründet worden und zeichnete sich vor allem durch ihre breiten, geraden Kastanienalleen aus, hinter denen sich – dank Steuervergünstigungen – auch bald Neubürger ihre barocken Wohnkleinode realisiserten. Während sich die Bürger der Planstadt hauptsächlich auf dem großen Barockmarktplatz trafen, suchte der Hof hingegen Zerstreuung in der Jagd.
Deren Gründe schließen sich bis heute an die geordneten Anlagen des Schlossparks an und das dazugehörige Jagdschlösschen Favorite wurde 1723 in direkter Sichtachse zum Barockschloss fertiggestellt. Als einen weiteren Ort der Erholung fand der Eglosheimer See die Beachtung des Herzogs, der hier 1714 zunächst ein „Seehäuslein“ errichten ließ. Doch erst 1804 konnte das heute noch erhaltene und sehr prächtig ausgestattete Seeschloss Monrepos fertiggestellt werden.
Die „lebendige Barockstadt“ erleben
Nach einem Slogan der Stadt Ludwigsburg lässt sich Barock nicht nur betrachten und genießen, sondern auch hautnah erleben. Die „lebendige Barockstadt“ wartet daher nicht nur mit einer Fülle an barocken Sehenswürdigkeiten auf, sondern lädt auch zum Mitmachen und Eintauchen ein. Das Highlight bildet hier sicherlich der Besuch des „Blühenden Barocks“. Im großen Schlosspark erblüht das Barockzeitalter wieder zum Leben und lässt sich in Form von künstlich angelegten Wasserfällen, mystischen Felsgrotten, exotischen Vögeln, farbenfrohen Steinmosaiken, plätschernden Wasserbassins, prächtigen Kastanienalleen, duftenden Rabatten und kunstvoll gestutzten Zierhecken eindrucksvoll nachempfinden.
Kleine Parkgäste erfreuen sich hingegen am zauberhaften Märchengarten, in welchem sich der Froschkönig, Rapunzel, Rotkäppchen und so mancher böse Wolf ein Stelldichein geben. Den krönenden Abschluss bildet dann der Besuch des „Kinderreichs“, das aus kleinen Parkbesuchern waschechte Barockbürger macht und diesen mit viel Fantasie das Leben im 18. Jahrhundert näherbringt. Für große Barockliebhaber hält das Tourismusbüro Ludwigsburg einen bunten Strauß an historischen Stadtführungen bereit. Dabei erfahren Besucher zum Beispiel auch, was die schwäbische Kehrwoche mit den wertvollen Holzböden im Schloss zu tun hat und wie weit die Liebe eines württembergischen Königs zu seinem Pferd gehen kann.
Gastautor: Daniela Fehrenbacher