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Insel Reichenau im Bodensee

Münster St. Maria und Markus, Reichenau-Mittelzell, Insel Reichenau im Bodensee
Münster St. Maria und Markus, Reichenau-Mittelzell, Insel Reichenau im Bodensee

Insel Reichenau im Bodensee: 4,5 Kilometer lang und lediglich 1,6 Kilometer breit, so präsentiert sich die Insel Reichenau und bildet damit zwar das größte Eiland im Bodensee. Dennoch ticken hier die Uhren noch ein wenig langsamer als zum Beispiel auf den weitaus bekannteren Schwesterninseln Lindau und Mainau. Vielleicht liegt es daran, dass hier nach wie vor die Landwirtschaft im Vordergrund steht? Seit der Ernennung zum UNESCO Weltkulturerbe im Jahr 2.000 herrscht aber auch auf der gemütlichen Gemüseinsel ein wenig mehr Betriebsamkeit.

Klosterinsel Reichenau – UNESCO Weltkulturerbe

Eigentlich ist der Grund, warum die Insel Reichenau zum UNESCO Weltkulturerbe erhoben worden ist, schon am Inseleingang leicht zu erkennen. Denn hier begrüßt der allgegenwärtige Gründer des Benediktinerklosters, Abt Pirmin, als steinerner Wächter die Besucher der Insel. Gleich dahinter reihen sich auch schon Blattsalat, Lollo Rosso und Eichblatt in bunten Linien an den unzähligen Gewächshäusern entlang und geben schließlich den Blick auf das im Jahr 774 gegründete Benediktinerkloster Reichenau frei. Bestehend aus drei frühmittelalterlichen Gotteshäusern und einem imposanten Klosterkomplex im Inselinneren, bezeichnete die UNESCO-Weltkulturerbekommission dieses außergewöhnliche architektonische Ensemble als „herausragendes Zeugnis der religiösen und kulturellen Rolle eines großen Benediktinerklosters im Mittelalter.“ Doch nicht nur baulich hat das Weltkulturerbe Reichenau einiges zu bieten, sondern auch auf anderem Gebiet. Wer einen Blick in die auf Pergament und Papier erhaltenen, frühmittelalterlichen Handschriften des Klosters Reichenau wirft, erkennt: Eigentlich waren es die findigen Benediktinermönche, die bemerkten, dass die temperaturausgleichende Wirkung des Bodensees in Kombination mit dem milden Alpenföhn ein ideales Mikroklima bilden, um Gemüse, Obst und Wein erfolgreich auf der fruchtbaren Insel anzubauen. Heute gelten Tomaten, Salate, Feldsalat und Gurken mit dem Zusatz „von der Insel Reichenau“ als geschützte, regionale Spezialität und können bei einer Radtour durch die Gemüsefelder an den zahlreichen kleinen Hofständen mit Einwurfkasse günstig gekauft werden.

Das gibt’s nur auf der Insel: Reichenauer Besonderheiten

Auf einer Insel ticken die Uhren immer ein wenig anders als auf dem Festland. Das ist auch auf der Gemüseinsel Reichenau nicht anders. So pflegen die Insulaner ihr ganz eigenes Brauchtum und feiern auch Festtage, die sonst nirgendwo gefeiert werden. Einer davon ist der 25. April. Zu Ehren des Heiligen Markus zieht am Markustag die Gemeinde in einer Prozession über die Insel und führt dabei die Gebeine des Inselpatrons mit sich. Eine Woche nach Pfingsten findet hingegen das Heilig-Blut-Fest statt. Dieses wird schon seit dem Mittelalter im Rahmen einer Prozession auf der Reichenau gefeiert. Dabei wird der Heilig-Blut-Reliquie, die der Legende nach blutige Erde vom Berg Golgatha enthält, gehuldigt. Am 15. August, also zu Mariä Himmelfahrt, begeht die Inselgemeinde zudem das Kirchenpatrozinium des Münsters St. Maria und Markus. Auch hier prozessiert die Kirchengemeinde betend durch die Gemüsefelder, während alle Geschäfte, Behörden und Firmen auf der Insel geschlossen sind. Eine weitere Besonderheit der Klosterinsel ist deren Schatzkammer. In ihr schlummern schon seit Jahrhunderten einzigartige Kleinode der Kirchengeschichte, wie zum Beispiel ein Evangelistar aus dem 9. Jahrhundert, verschiedene Reliquienschreine und ein Kopfreliquiar des Apostels Bartholomäus. Wer nach all dem einfach Lust auf See bekommt, der unternimmt einen Spaziergang auf dem Inseluferrundweg oder lässt sich in einem der zahlreichen Restaurants und Cafés mit frischen Reichenauer Spezialitäten verwöhnen.

Spaziergänge auf der Insel Reichenau

In Komoot kann man sich sehr gut orientieren, welche Wege auf der Insel Reichenau besonders lohnend sind. Denn nicht alle Abschnitte des Seeufers sind zugänglich oder durch Wege zu erwandern.


Gastautor: Daniela Fehrenbacher