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Schottlands Route 66 – Wo sich Schafe und Hirsche Gute Nacht sagen

Dunrobin Castle in Schottland
Dunrobin Castle in Schottland

Wer Souvenirläden, Straßenkarten oder gar gedruckte Reiseführer zu Schottlands Route 66 sucht, der wird bisher noch nicht fündig. Dabei führt die North Coast 500 nicht erst seit heute einmal rund um Schottlands Highlands. Obwohl die NC500 als eine der fünf schönsten Küstenstraßen der Welt gilt, beginnt Schottland erst jetzt, diese Panoramaroute touristisch zu vermarkten. Wer abenteuerlustig ist und Improvisationsgeist mitbringt, der hat hier gute Chancen einen Roadtrip der ganz besonderen Art zu erleben. Denn hier ist der Weg das Ziel, wenn es denn einen Weg gibt…

Pures Fahrvergnügen auf schottische Art

Als schottisches Pendant zur legendären Route 66 steht der NC 500 nicht nur marketingtechnisch noch ein langer Weg bevor, sondern auch infrastrukturell. Ob Tankstelle oder Straßenwacht, so mancher „Easy Rider“ legt hier inmitten von Nirgendwo unfreiwillig eine längere Pause ein. Gründe für einen Stopp gibt es viele. Neben einem leeren Tank und sonstigem Versagen hochmodernster Fahrtechnik sieht sich der Reisende aber auch weitaus größeren Problemen gegenüber: Große Schafherden, die in Zeitlupe über die Straße trippeln, Hirsche, die aufrecht ihr Revier verteidigen, Steine, Geröll und Schlammbäche, die nach einem Regenschauer urplötzlich den Asphalt unter sich begraben, oder die einfache Abwesenheit jeglicher zivilisatorischer Leistungen, wie zum Beispiel die eines Handynetzes. Doch Abenteurer und Individualisten reiben sich wahrscheinlich jetzt schon die Hände: Endlich mal eine Panoramastraße ohne touristische Infrastruktur.  Das soll natürlich nicht so bleiben, geht es nach den Werbeträgern.

Highlights in den Highlands

Schottlands Küste im Norden
Schottlands Küste im Norden

Das Außergewöhnliche an der NC500 ist deren Verlauf, denn sie orientiert sich streng an der schottischen Highlandküste und bietet grandiose Weitsichten und Panoramen. Gleichzeitig geht es aber auch über Steilklippen, durch dunkle Steintunnel und an tiefen Abhängen vorbei. Dass dabei Leitplanken und Seitenstreifen oftmals als Orientierungshilfen fehlen, ist für Mitteleuropäer vielleicht weniger schlimm. Viel beklemmender ist höchstwahrscheinlich der Umstand, dass man hier – genauso wie in ganz Großbritannien – links fährt. Den tosenden Abgrund des Atlantiks daher direkt neben sich, freut sich der hochkonzentrierte Selbstfahrer umso mehr, wenn am Wegesrand eine Sehenswürdigkeit zur Pause einlädt. Zum Glück gibt es davon viele: Da lockt auf der Halbinsel Black Isle, der Kornkammer Schottlands, eine Vielzahl an Whisky-Brennereien zur genussvollen Stippvisite. Im verschlafenen Küstenörtchen Golspie erhebt sich überraschend das verspielte Märchenschloss Dunrobin Castle aus grünen Auen. Und ab John Goat`s lohnt es sich, einen Tagesausflug auf die windumtosten Orkneys zu unternehmen. Zu entdecken gibt es auf Schottlands Route 66 wahrlich vieles – auch kulinarisch!

Genuss entlang des Wegs

Schottlands Küstenstraße NC500
Schottlands Küstenstraße NC500

Fahren macht hungrig – insbesondere auf einer Abenteuerroute. Gut, dass entlang der NC500 ein dichtes Netz an Pubs, Restaurants und Bars zu finden ist. Dabei stößt so mancher Reisender auch auf wahre Gourmet-Perlen, wie zum Beispiel auf das kleine Hotel The Albannach in Lochinver Sutherland. Hier wartet das heimelige und mit Holz vertäfelte Restaurant doch tatsächlich mit einem echten Michelinstern auf. Aber auch das sich hinter dicken Natursteinmauern duckende The Barn Café in Gairloch verspricht eine Kaffeepause der besonderen Art. Wer lieber Tea Time zelebriert, ist in Maggie`s gemütlichem Tea Room in Camusnagaul genau richtig. Im Applecross Smokehouse in Kenmore steht hingegen Geräuchertes aller Art auf der Speisekarte.

Schlafen wie ein Lord

Nach all den sinnlichen Genüssen des Tages sehnt sich der Reisende abends gerne nach einer urgemütlichen schottischen Unterkunft. Die Wahl fällt entlang der NC 500 aber doch manchmal schwer, denn hier geben sich familiäre Bed & Breakfasts, altehrwürdige Inns und so manche romantische Lodge ein Stelldichein. Als besondere Adressen gelten zum Beispiel die lediglich 11 Zimmer umfassende Glencanisp Lodge in Lochinver, die atemberaubend gelegene Alladale Lodge am gleichnamigen Fluss und die mit viel Liebe zum Detail eingerichteten Zimmer der malerischen Clynelish Farm in Brora.

Weiterführende Informationen zur NC500 unter: http://www.northcoast500.com/


Gastautor: Daniela Fehrenbacher